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Sport bei Herzklappenerkrankungen: Geeignete Sportarten & Tipps | Regensburg

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Welche Sportarten sind bei Herzklappenerkrankungen geeignet? Ein Leitfaden für sicheres Training

Wenn Sie mit einer Herzklappenerkrankung leben, kennen Sie vermutlich die Unsicherheit: Darf ich mich überhaupt belasten? Schadet Bewegung meinem Herzen? Diese Sorgen sind verständlich, doch die gute Nachricht vorweg: Die meisten Menschen mit einer Herzklappenerkrankung profitieren sogar von regelmäßiger Bewegung – vorausgesetzt, sie ist richtig dosiert und auf die individuelle Situation abgestimmt. Dieser Leitfaden zeigt Ihnen, welche Sportarten geeignet sind und worauf Sie achten sollten.

Herzklappenerkrankungen und Bewegung verstehen

Was passiert bei einer Herzklappenerkrankung?

Unsere Herzklappen funktionieren wie kleine Ventile, die dafür sorgen, dass das Blut nur in eine Richtung durch das Herz fließt. Bei einer Erkrankung können diese Klappen entweder nicht mehr richtig öffnen (das nennt man Stenose – eine Verengung) oder nicht mehr vollständig schließen (Insuffizienz – eine Undichtigkeit). Am häufigsten sind die Aorten- und Mitralklappe betroffen, wobei die Beschwerden je nach Schweregrad von kaum spürbar bis stark einschränkend reichen können.

Warum moderate Bewegung dem Herzen guttut

Regelmäßige, angepasste Bewegung stärkt nicht nur Ihre Muskulatur und verbessert die Durchblutung, sondern kann auch die Belastbarkeit Ihres Herzens steigern und Ihr allgemeines Wohlbefinden deutlich verbessern. Das Wichtige dabei ist, die richtige Balance zu finden zwischen förderlicher Aktivität und Überlastung – und genau dabei unterstützt Sie eine gute medizinische Begleitung.

Der erste Schritt: Ärztliche Abklärung

Bevor Sie mit einem Sportprogramm beginnen, sollten Sie unbedingt mit Ihrem Kardiologen sprechen. Diese Untersuchung ist keine lästige Pflicht, sondern Ihre Sicherheit für ein unbeschwertes Training.

Die wichtigsten Untersuchungen im Überblick

Ihr Arzt wird vermutlich eine Echokardiografie durchführen – das ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, bei der die Funktion Ihrer Herzklappen genau beurteilt werden kann. Ein Belastungs-EKG zeigt, wie Ihr Herz auf körperliche Anstrengung reagiert. Zusätzlich wird Ihre Belastbarkeit oft nach der NYHA-Klassifikation eingestuft (benannt nach der New York Heart Association), die beschreibt, wie sehr Sie im Alltag durch Ihre Herzerkrankung eingeschränkt sind.

Besondere Vorsicht bei Blutverdünnern

Falls Sie blutverdünnende Medikamente wie Marcumar oder moderne Gerinnungshemmer (sogenannte DOAKs) einnehmen müssen, ist bei der Sportwahl besondere Vorsicht geboten. Diese Medikamente sind wichtig für Ihre Gesundheit, erhöhen aber das Risiko für Blutungen bei Verletzungen – daher sind nicht alle Sportarten für Sie geeignet.

Diese Sportarten eignen sich besonders gut

Die Wahl der richtigen Sportart hängt von Ihrer individuellen Belastbarkeit und der Art Ihrer Klappenerkrankung ab. Grundsätzlich gilt: Eine Kombination aus sanftem Ausdauertraining, Beweglichkeitsübungen und leichter Kräftigung ist ideal.

Ausdauersport: Der Klassiker für Herzpatienten

Sportarten wie Gehen, Nordic Walking, Radfahren und Schwimmen sind besonders herzfreundlich. Sie verbessern Ihre Kondition, ohne das Herz zu überlasten. Nordic Walking ist beispielsweise ein wunderbarer Einstieg, da Sie dabei den ganzen Körper trainieren und die Intensität gut steuern können. Beim Radfahren, besonders auf dem Ergometer oder in ebenem Gelände, arbeitet Ihr Herz gleichmäßig und effizient. Schwimmen und Aquagymnastik haben den zusätzlichen Vorteil, dass das Wasser Ihre Gelenke entlastet – ideal auch für Menschen, die zusätzlich mit Gelenkproblemen zu kämpfen haben.

Beweglichkeit und sanfte Kräftigung

Pilates und moderates Yoga verbessern nicht nur Ihre Beweglichkeit, sondern schulen auch Ihre Körperwahrnehmung und Atmung. Achten Sie dabei darauf, fließend zu atmen und nicht die Luft anzuhalten. Leichtes Krafttraining mit geringen Gewichten und vielen Wiederholungen stabilisiert Ihre Muskulatur und gibt Ihnen mehr Sicherheit im Alltag – ein wichtiger Schutz vor Stürzen.

Der Vorteil von Herzsportgruppen

In speziellen Herzsportgruppen trainieren Sie unter fachkundiger Anleitung und oft sogar unter ärztlicher Aufsicht gemeinsam mit anderen Herzpatienten. Das gibt nicht nur Sicherheit, sondern macht auch mehr Spaß als alleine zu trainieren. Nach einer Klappenoperation sind kardiologische Rehabilitationsprogramme besonders wertvoll, da sie maßgeschneiderte Bewegungspläne bieten.

Individuelle Empfehlungen je nach Klappenerkrankung

Nicht jede Herzklappenerkrankung verträgt die gleiche Belastung. Hier einige spezifische Hinweise – die aber immer durch die Einschätzung Ihres behandelnden Arztes ergänzt werden sollten.

Bei Aortenklappenstenose: Vorsicht vor plötzlicher Anstrengung

Wenn Ihre Aortenklappe verengt ist, sollten Sie plötzliche oder sehr intensive Belastungen meiden. Gemütliches Gehen, leichtes Radfahren oder Wassergymnastik sind meist gut verträglich. Ob Joggen möglich ist, hängt vom Schweregrad ab und sollte nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen.

Bei Aortenklappeninsuffizienz: Bewegung ja, aber dynamisch

Hier sind fließende, dynamische Bewegungen wie Walken oder Radfahren empfehlenswert. Vermeiden Sie hingegen starke statische Muskelanspannungen, wie sie beim schweren Heben auftreten.

Bei Mitralklappenerkrankungen: Langsam steigern

Sowohl bei einer Verengung als auch bei einer Undichtigkeit der Mitralklappe kann es bei stärkerer Belastung zu Atemnot kommen. Steigern Sie daher Ihre Aktivität langsam und bevorzugen Sie gleichmäßige Belastungen wie moderates Schwimmen oder Radfahren.

Seltene Klappenerkrankungen

Erkrankungen der Trikuspidal- oder Pulmonalklappe sind seltener und erfordern eine sehr individuelle Trainingsplanung. Hier ist die Betreuung in einer Herzsportgruppe oder Rehabilitation besonders sinnvoll.

Nach einer Klappenoperation wieder aktiv werden

Der sanfte Wiedereinstieg

Nach einem Klappenersatz (egal ob mechanisch oder biologisch) oder einer minimalinvasiven TAVI-Prozedur (Transkatheter-Aortenklappenimplantation) beginnt der Wiedereinstieg in die Bewegung idealerweise in einer kardiologischen Rehabilitation. Dort lernen Sie unter Anleitung, welche Belastungen für Sie sinnvoll und sicher sind.

Zurück zum Alltags- und Freizeitsport

Die meisten Patienten können etwa sechs bis zwölf Wochen nach dem Eingriff wieder mit moderatem Sport beginnen. Wichtig ist dabei, regelmäßig aber maßvoll zu trainieren und die Intensität nur langsam zu steigern.

Besonderheiten bei mechanischen Klappen

Mit einer mechanischen Herzklappe müssen Sie lebenslang Blutverdünner einnehmen. Das bedeutet, dass Sportarten mit hohem Verletzungs- oder Sturzrisiko für Sie tabu sind. Achten Sie auch bei alltäglichen Aktivitäten auf mögliche Verletzungsquellen.

Krafttraining richtig dosieren

Krafttraining ist auch mit einer Herzklappenerkrankung möglich und sinnvoll – wenn Sie es richtig angehen.

Die richtige Technik macht den Unterschied

Wählen Sie leichte Gewichte und führen Sie dafür mehr Wiederholungen aus (etwa 15 bis 20). Besonders wichtig: Atmen Sie gleichmäßig weiter und vermeiden Sie die sogenannte Pressatmung, bei der Sie die Luft anhalten. Eine gute Faustregel: Atmen Sie beim Anheben des Gewichts aus. Beginnen Sie am besten mit Übungen, die nur Ihr eigenes Körpergewicht nutzen, wie Kniebeugen oder Treppensteigen.

Stabilität für den Alltag

Übungen für die Rumpfstabilität (Core-Training) und das Gleichgewicht sind besonders wertvoll. Sie geben Ihnen mehr Sicherheit im Alltag und schützen vor Stürzen – ein wichtiger Aspekt, besonders wenn Sie Blutverdünner einnehmen.

Diese Aktivitäten sollten Sie meiden

Einige Sportarten und Trainingsformen sind bei einer Herzklappenerkrankung ungeeignet oder sogar gefährlich. Dazu gehören Wettkampfsport und sehr intensive Trainingsformen wie CrossFit oder Marathonläufe. Auch hochintensives Intervalltraining (HIIT) mit seinen drastischen Pulsanstiegen ist nicht empfehlenswert. Bei der Einnahme von Blutverdünnern sollten Sie zusätzlich Kontaktsportarten wie Fußball oder Kampfsport sowie sturzgefährdete Aktivitäten wie Skifahren oder Reiten meiden.

So steuern Sie Ihre Belastung richtig

Hören Sie auf Ihren Körper

Die Borg-Skala ist ein bewährtes Instrument zur Selbsteinschätzung der Anstrengung. Sie reicht von 6 (keine Anstrengung) bis 20 (maximale Anstrengung). Für sicheres Training sollten Sie sich im Bereich zwischen 11 (mäßig anstrengend) und 13 (etwas anstrengend) bewegen. Ein einfacher Test: Sie sollten sich während des Trainings noch unterhalten können – das ist der sogenannte Talk-Test.

Wenn der Puls trügt

Falls Sie Betablocker einnehmen, ist Ihr Puls kein verlässlicher Gradmesser mehr, da diese Medikamente die Herzfrequenz senken. Orientieren Sie sich stattdessen an Ihrem Körpergefühl und Ihrer Atmung.

Sicherheit geht vor: Wichtige Warnzeichen

Wann Sie das Training sofort beenden sollten

Brechen Sie Ihr Training ab, wenn Sie Brustschmerzen oder ein starkes Druckgefühl verspüren, ungewöhnlich kurzatmig werden, Ihnen schwindelig wird oder Sie Herzstolpern bemerken – besonders wenn diese Symptome neu auftreten.

Wann zum Arzt?

Suchen Sie ärztliche Hilfe, wenn sich Beschwerden wiederholen oder verschlimmern, Sie eine neue Leistungsminderung bemerken oder auffällige Herzrhythmusstörungen auftreten.

Sport bei Herzklappenerkrankungen in der Ostbayern-Region

Für Patienten in der Region Regensburg und Straubing bietet das spezialisierte Umfeld der Ostbayern ideale Voraussetzungen für herzgesunden Sport. Die Donauauen und der Bayerische Wald laden zu schonenden Aktivitäten wie Nordic Walking oder gemütlichen Radtouren ein. Entlang der Donau finden sich viele ebene Radwege, die ideal für Herzpatienten sind, da sie ohne Steigungen auskommen.

Die Region verfügt zudem über mehrere Thermal- und Mineralbäder, in denen Aquagymnastik unter fachkundiger Anleitung angeboten wird. Das warme Wasser entspannt die Muskulatur und entlastet die Gelenke – perfekt für Menschen mit Herzklappenerkrankungen. Auch die örtlichen Fitness-Studios bieten zunehmend speziell auf Herzpatienten zugeschnittene Programme an.

Moderne Sportkardiologie: Was die Diagnostik heute leistet

Die moderne Sportkardiologie hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Hochauflösende Echokardiografie ermöglicht es, die Herzklappenfunktion bis ins kleinste Detail zu beurteilen. Spezielle Belastungsuntersuchungen wie die Spiroergometrie messen nicht nur Ihre Herzfrequenz, sondern auch, wie effizient Ihr Körper Sauerstoff verwertet – ein wichtiger Gradmesser für Ihre individuelle Belastbarkeit.

Neueste Entwicklungen wie die 3D-Echokardiografie oder kardiale MRT-Untersuchungen geben Ärzten heute präzise Einblicke in die Herzfunktion. Das bedeutet für Sie: Eine noch genauere, individuellere Beratung darüber, welche Sportarten und Intensitäten für Sie persönlich geeignet sind.

Häufige Fragen kurz beantwortet

Welche Sportarten sind grundsätzlich geeignet?

Dynamische Ausdaueraktivitäten in moderater Intensität sind ideal: Gehen, Radfahren, Schwimmen, Aquagymnastik, Nordic Walking und leichtes Krafttraining passen für die meisten Betroffenen gut.

Darf ich mit Aortenklappenstenose joggen?

Bei mittelschwerer oder schwerer Verengung ist Joggen meist nicht empfehlenswert. Walken oder Radfahren sind die besseren Alternativen. Bei milder Stenose kann Joggen nach ärztlicher Freigabe möglich sein.

Was muss ich bei Blutverdünnern beachten?

Meiden Sie Sportarten mit Verletzungsgefahr wie Ballsportarten, Skifahren oder Kampfsport. Auch intensive Belastungen sollten Sie vermeiden, da sie das Blutungsrisiko erhöhen können.

Wie schwer dürfen die Gewichte beim Krafttraining sein?

Verwenden Sie niedrige Gewichte bei vielen Wiederholungen. Vermeiden Sie Pressatmung und extreme Anspannungen. Steigern Sie die Belastung nur langsam und unter fachkundiger Anleitung.

Wann nach einer Operation wieder Sport?

In der Regel können Sie vier bis zwölf Wochen nach dem Eingriff wieder mit leichter Bewegung beginnen, abhängig vom individuellen Heilungsverlauf. Der Start erfolgt idealerweise in der Rehabilitation.

Wie trainiere ich richtig mit Betablockern?

Nutzen Sie subjektive Maßstäbe wie die Borg-Skala oder den Talk-Test, da der Puls unter Betablockern weniger aussagekräftig ist. Wichtig ist, dass Sie sich wohl fühlen und nicht überlasten.

Bei welchen Symptomen muss ich aufhören?

Warnsignale sind Brustschmerz, ungewöhnliche Luftnot, Schwindel, Herzrasen oder auffällige Müdigkeit. Im Zweifel lieber eine Pause einlegen.

Brauche ich eine Endokarditisprophylaxe?

Für Sport selbst nicht, aber bei bestimmten zahnärztlichen Eingriffen (wie Zahnextraktionen) kann bei hochgradigen Klappenveränderungen oder nach einer Klappenoperation eine antibiotische Prophylaxe gegen Herzinnenhautentzündung notwendig sein. Besprechen Sie dies mit Ihrem Kardiologen.

Kann ich mit Vorhofflimmern schwimmen?

Unter kontrollierten Bedingungen und ohne Belastungsspitzen ist Schwimmen meist möglich. Holen Sie sich ärztliche Freigabe und achten Sie bei Blutverdünnung besonders auf rutschfeste Umgebungen.

Ist hochintensives Intervalltraining möglich?

HIIT-Workouts sind bei Herzklappenerkrankungen generell nicht empfehlenswert. Die plötzlichen Belastungsspitzen belasten das Herz zu stark, besonders bei Aortenstenose oder unter Blutverdünnung.

Fazit: Mit Herzklappenerkrankung aktiv und sicher leben

Sport bei Herzklappenerkrankungen ist nicht nur möglich, sondern auch empfehlenswert – wenn er richtig dosiert und medizinisch begleitet wird. Der Schlüssel liegt in der individuellen Beratung, modernen Diagnostik und dem schrittweisen Aufbau Ihrer körperlichen Aktivität. Mit der richtigen Herangehensweise können Sie Ihre Lebensqualität deutlich verbessern und gleichzeitig sicher trainieren.

Sie möchten wissen, wie belastbar Ihr Herz-Kreislauf-System ist und welche Sportarten für Sie persönlich geeignet sind? Wir beraten Sie gerne individuell in unserer kardiologischen Praxis – mit moderner Diagnostik und sportkardiologischer Expertise. Vereinbaren Sie einen Termin an unseren Standorten in Regensburg oder Straubing und erhalten Sie Ihren maßgeschneiderten Trainingsplan für ein herzgesundes Leben.

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